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Schuldgefühle nach der Geburt

Psychologie, Schwangerschaft

Warum fühle ich mich so schuldig, so traurig, so schlecht? 

Schuld- und Schamgefühle können nach Geburten auftreten. Sie treten oft zusammen mit Trauer und Wut auf. Ganz gleich ob nach Kaiserschnittgeburten oder nach vaginalen Geburten. Auch die Väter und Partnerinnen können davon betroffen sein. Sie haben das Gefühl, dass sie ihre Frau und ihr Kind nicht schützen konnten, waren oft genauso machtlos in der Situation wie ihre Partnerin.

Auch das Personal kennt diese Gefühle immer wieder nach Geburtsbegleitungen. Diese Gefühle werden immer wieder im Wochenbett, der Zeit nach der Geburt beschrieben und bei den Hebammen Hausbesuchen angesprochen.  

Starke Sätze wie diese zeigen welche immensen Gefühle in den Betroffenen vorhanden sind: 

  • Ich schaffe es nicht mal mein Kind aus meiner Kraft auf die Welt zu bringen 
  • Hätte ich mich doch nur anders entschieden 
  • Ich habe nicht alles getan…vielleicht hätte ich dann eine gute Geburt erlebt  
  • Hätte ich als Hebamme vielleicht noch das ausprobiert mit der Frau, wäre das Kind vielleicht doch noch ohne Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. Ich hatte keine Zeit. 
  • Hätte ich als Ärztin der Frau keine so frühe Einleitung empfohlen, wäre die Geburt vielleicht kürzer verlaufen. Nach meiner Ultraschalluntersuchung habe ich jedoch beurteilt, dass es notwendig war. U.w. 

 

Eine Traumatherapeutin über das Schamgefühl

Tanja Sahib, Psychologin und Traumatherapeutin insbesondere für Schwangerschaft und nach Geburten, schreibt in ihrem Buch „Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht“, dass das Wort Scham von Schande kommt, was wiederum so viel bedeutet öffentlich bloß gestellt zu sein oder sich so zu fühlen. Der Selbstwert sinkt immens häufig nach Traumata. Erlebnisse sind sozusagen zu „groß“ für unsere Seele. 

Dieses Gefühl „bloß gestellt zu werden, sich schutzlos, klein zu fühlen werden häufig durch Sätze der umgebenden Personen verstärkt:
„guck du hast doch ein gesundes Kind, war doch alles richtig“ oder „probiere es doch beim nächsten Kind nochmal, dann hast du den Kaiserschnitt vergessen“. Sie führen bei vielen Betroffenen zu emotionalen und auch körperlichen Schmerzen. 

Die Traumaforschung ist noch nicht so weit zu wissen, warum der Körper mit dem Gefühl der Schuld und der Scham reagiert. Tanja Sahib schreibt dazu: „Durch die im Nachhinein begründete Selbstverantwortung erscheint das Ereignis nicht mehr ganz so unkontrollierbar. Somit wird unbewusst dem Gefühl der Schuld gegenüber dem Gefühl verzweifelter Ohnmacht Vorrang gegeben.“

Autorin Mélanie Patricio Da Silva

Autorin Mélanie Patricio Da Silva

B.Sc. Midwifery & Hebamme / Studentin M.Sc. Public Health

Der Zugang zu aktuellen und qualitativ hochwertigen Informationen ist für mich ein Frauenrecht. Es stellt eine Voraussetzung dar, um die Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper während der Schwangerschaft, der Geburt und ihr ganzes Leben lang zu fördern. 

Hilfetelefone:

Hilfetelefon nach belastender Geburt: 0228-92959970 (Es gelten die üblichen Gebühren aus dem deutschen Festnetz) 

Hilfetelefon für die Schwangerschaft und danach: 0800 40 40 020

Elternverein für eine gute Betreuung in der Schwangerschaft und unter der Geburt:

https://mother-hood.de/ 

Verein Traumageburt: 

https://traumageburtev.de/ 

Bücher die helfen können:

  • Tanja Sahib: Es ist vorbei – ich weiß es nur

    noch nicht.
    Ein ganz praktisches Buch für den Umgangtraumatischer Geburtserfahrungen, ohne zu viel Text

  • Tanja Sahib: Darauf waren wir nicht vorbereitet 
  • Tanja Sahib: Geburt als Übergangsritual 

    Ein respektvoller Umgang

    Die Geburt ist genauso wie die Zeugung und Schwangerschaft ein Vorgang der nicht in Gänze kontrollierbar ist und sein Ausgang immer ein Stück weit ungewiss, egal welche Vorstellungen wir davon hatten oder wie vorbereitet wir waren. Dies gilt für uns Alle. Egal ob Geburtshelfer oder für die Frauen, ihre Partner und Partnerinnen. Es kann nicht kontrolliert werden, ob ein Kaiserschnitt irgendwann gemacht werden muss oder eine Geburt durch die Scheide. Ob der Muttermund in 6 Stunden aufgeht oder in 12. Vorbereitung hilft sehr, 100% Sicherheit gibt es nicht. 

    Was jedoch planbar ist, ist der Umgang miteinander und das ist der entscheidende Unterschied, wie wir im Nachhinein eine Situation bewerten und empfinden. Empathie, Sensibilität und achtsames Verhalten, statt grobe Grenzüberschreitungen und somit gegebenenfalls Kontrollverlust. 

    Patientenrechte sind Menschenrechte. Informiert zu werden vor Eingriffen und zwar so, dass ich es verstehen kann. Z.B bei einer Geburt mit der Saugglocke, dass ich weiterhin mitschieben kann in der Wehe, dazu entsprechend achtsam angeleitet werde und trotz der Hilfe mein Kind mit meiner Kraft in der Wehe geboren habe.

    Einen Geburtsplan, der mit dem Personal besprochen wird davor kann hilfreich sein. 

    20-50% der Frauen empfinden ihre Geburtserfahrung als belastend

    Laut internationaler Gesellschaft für prä- und perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM) wird davon ausgegangen, dass rund 20 bis 50 Prozent der Frauen die Geburt ihres Kindes als belastend, oder sogar traumatisch empfinden was mit Schuld- und Schamgefühlen einhergehen kann. 

    Hast du eine belastende Erfahrung gemacht?

    Holt euch Hilfe, sprecht es bei den Hebammen, Ärzten und Ärztinnen an. 

    Nicht die Geburtshelfer oder das Außen legen fest was schlimm und sogar traumatisch ist, sondern du selbst als Frau, Partner_in darfst alles empfinden, ansprechen und betrauern. 

    Wenn du die Kraft hast, suche Gespräche mit den Beteiligten der Situation, schreibt einen Brief o.a. In der Regel findet dann ein Gespräch statt und das ist meist sehr hilfreich. 

    Weine, schreibe, höre gute Musik, u.w. Wenn du das Gefühl hast mit diesem Gefühl wiederum nicht mehr Leben zu können, suche dir sofort Hilfe oder spreche das in deiner Umgebung an. Diese Gefühle können mit Hilfe betrachtet werden und lösen sich oft auf dadurch. Es braucht nicht alles alleine getragen zu werden. 

     

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