„Risikoschwangerschaft“ – plötzlich fällt das Wort und es kann Angst machen. Dennoch bedeutet eine Risikoschwangerschaft nicht zwangsläufig das Auftreten von Komplikationen.

Gefahr und Risiko sind oft zwei Wörter, die synonym verwendet werden. Eine Gefahr ist, wenn etwas das Potenzial hat, einen Schaden zu verursachen, und das Risiko ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Gefahr diesen Schaden verursacht. Es besteht also in der Regel keine unmittelbare Gefahr.

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Einstufung in eine Risikoschwangerschaft

Ein Krankheitszustand, der bereits vor der Schwangerschaft bestand, oder ein geburtshilflicher, kindlicher oder mütterlicher Befund im Verlauf der Schwangerschaft kann zu der Einstufung als Risikoschwangerschaft führen. Es gibt physiologische Ursachen wie eine Schwangerschaft vor dem nach dem 35. Lebensjahr. Auch eine pathologische Schwangerschaftsanamnese spielt eine Rolle. Dazu gehören z. B. ein früherer Kaiserschnitt, eine frühere Frühgeburt, schwere Blutungen, Präeklampsie, Gebärmutterfehlbildungen usw.

In deinem Mutterpass findest du auf Seite 5 Risiken in Bezug auf deine gesundheitlichen und geburtshilflichen Vorerkrankungen und auf Seite 6 Ergebnisse während dieser Schwangerschaft, die ein Risiko darstellen. Wenn du genau hinschaust, findest du z.B. „Allergie“ in der Liste. Das Vorhandensein einer Allergie ist eine wichtige gesundheitliche Information, doch hat eine Frau mit einer Allergie eine Risikoschwangerschaft? Die Berechnung des Risikos ist nicht klar und wird außerdem nicht für jede Frau einzeln berechnet. So werden über 70% der Schwangerschaften als Risikoschwangerschaften eingestuft. Die gesamte individuelle Situation der Schwangere sollte betrachtet werden, um Schwangerschaften herauszufiltern, die besondere Aufmerksamkeit erfordern.

Folgen einer Risikoeinstufung für meine Schwangerschaft

Je nach dem an welche Risiken du ausgesetzt bist, kann es eine besondere Aufmerksamkeit und eine intensivere Betreuung erfordern. Doch in Deutschland sind sowohl Frauen mit Risikoschwangerschaften als auch Frauen ohne einer medizinischen Überversorgung ausgesetzt. Das bedeutet, dass zu viele Untersuchungen durchgeführt werden, obwohl sie nicht vorgesehen sind. So werden fast alle Schwangeren gleichbehandelt. Viele Untersuchungen bedeuten nicht, dass sie für dich und dein Kind ein Vorteil haben. Viele Untersuchungen können Ängste hervorrufen und Kaskadeninterventionen auslösen. Es ist wichtig, die richtigen Untersuchungen einzusetzen, wenn sie notwendig sind. Nur so führen diese zu aussagekräftigen Ergebnissen und ermöglichen so eine qualitative hochwertige Versorgung der Schwangeren – ohne Unter- aber auch ohne Überversorgung.

 Quellen

Ayerle, G. (2014): Schwangerenvorsorge durch Hebammen. 3., überarb. und erw. Aufl. Stuttgart: Hippokrates-Verl. (DHV-Expertinnenwissen).

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA); Mutterschafts-Richtlinien, Stand16. September 2021, online verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2676/Mu-RL_2021-09-16_iK-2022-01-01.pdf

Schäfers, R.; Kolip, P. (2015): Zusatzangebote in der Schwanger­ schaft: Sichere Rundumversorgung oder Geschäft mit der Unsicherheit? Bertelsmann Stiftung. Online verfügbar unter https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/17_Gesundheitsmonitor/Newsletter_Ueberversorgung_in_der_Schwangerschaft_20150727.pdf